Nachruf EOBR Franz Csucker
In tiefer Trauer müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass unser geschätzter Ehrenoberbrandrat Franz Csucker am 9. April 2019 nach kurzer Krankheit im 92. Lebensjahr von uns gegangen ist.
Eher zufällig verschlug es den gelernten Schuhmacher nach den Wirren des 2. Weltkriegs und der tristen Arbeitssituation die damals im Burgenland herrschte, nach Gänserndorf. Bei einem ansässigen Betrieb fand er eine Anstellung für sein Handwerk und übernahm nach der Pensionierung seiner Arbeitgeber sowie nach abgeschlossener Meisterprüfung deren Geschäft.
Bereits am 1. September 1945 trat er der Freiwilligen Feuerwehr Gänserndorf, nach deren Neugründung, bei. Er absolvierte zahlreiche Lehrgänge, damals alle noch in der Landesfeuerwehrschule in Tulln, und stellte nebst seiner beruflichen Herausforderung auch bei der örtlichen Feuerwehr seinen Mann. Bei der Fahrt zu einem Einsatz mit seinem Motorrad im Jahr 1951 wäre es fast zu einem tödlichen Zwischenfall mit einem damals präsenten russisches Militärfahrzeug, gekommen. Selbst die komplizierten Brüche an seinem Bein, welche er von diesem Unfall davon getragen hat, konnten ihn nicht aufhalten, seinen Weg zu gehen.
Im Jahre 1966 wurde er zum Kommandant-Stellvertreter und im Jahr 1968 zum Kommandant der Feuerwehr Gänserndorf gewählt. Diese Funktion führte er bis 1986 aus.
Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister, Landtagsabgeordneten Josef Graf, machten sie die damals noch junge, aufstrebende Stadt Gänserndorf fit für die Herausforderungen, welche in den nächsten Jahrzehnten auf den Feuerwehrsektor zukommen würden. So wurde unter seiner Regie der Fuhrpark der FF Gänserndorf großzügig erweitert: ein Ford Transit als KRF, der einige Jahre später durch einen Mercedes Unimog ausgetauscht wurde, welcher heute noch zum Bestand der Feuerwehr Gänserndorf gehört und bei Sondereinsätzen zum Einsatz kommt. Weiters fallen in seine Amtszeit die Anschaffung eines zweiten TLF´s , Steyrer 790, für die Wehr, eines Kommandofahrzeuges, VW Bus, eines LF´s mit hydraulischen Spreizer und Schere in einem VW T35 sowie einer 24m Schiebeleiter, die für die wachsende Stadt notwendig wurde. Das bereits vorhandene TLF 2000, Steyrer 680, wurde mit einer 5,5 t Seilwinde ausgerüstete. Aufgrund der in Folge überörtlichen Funktion wurde auch die mobile Funkleitstelle „Florian 4“ in Gänserndorf untergebracht. Weiters fallen in seine Amtsperiode die Anschaffung der ersten Funkgeräte für die Wehr, die Stationierung von 2 Schutzanzügen Stufe 3 sowie des Atemluftkompressors des Abschnittes Gänserndorf und div. Schadstoff-Messgeräte bei der hiesigen Wehr. Aufgrund der Erweiterung des Fuhrparks musste auch das Feuerwehrhaus um zwei weitere Garagenplätze erweitert werden. Ein für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlicher Kommandoraum mit div. Kommunikationsmöglichkeiten wurde eingerichtet. Und auch die etwas später gegründete Feuerwehrjugend bekam ihr eigenes Heim neben dem Feuerwehrhaus, welches für die Abhaltung der Jugendstunden aber auch als Stauraum für diverse Utensilien verwendet werden konnte.
1971 wurde er zum Abschnittsfeuerwehrkommandant-Stellvertreter gewählt. 1976 der nächste Sprung auf der Karriereleiter - die Wahl zum Bezirksfeuerwehrkommandant Stellvertreter und schließlich 1982 die Wahl zum Bezirksfeuerwehrkommandant. Da er in dieser Zeit auch Mitglied des Ausbildungsausschusses in NÖ war, wurden gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten des ÖBFV Sepp Kast, der auch im Bezirk Gänserndorf beheimatet war und seinem Nachfolger Heinz Schwabl, wegweisende Neuerungen im Feuerwehrwesen erprobt und auf Landesebene weiter ausgerollt. So war er gemeinsam mit dem späteren Leiter der Feuerwehrschule Ing. Walter Ernst für die Errichtung des Wasserdienstübungsplatzes in der Landesfeuerwehrschule in Tulln verantwortlich. Weiters nahm der FuB Dienst vom Bezirk Gänserndorf seinen Erfolgslauf auf, wo Franz auch die Funktion des Bereitsschaftskommandanten ausübte. Die Einführung der Sachbearbeiter auf Wehr-, Abschnitts- und Bezirksebene wurde auch von Gänserndorf aus ausgerollt. Um die Landesfeuerwehrschule Tulln zu entlasten, erreichte er die erstmalige Durchführung von Grundlehrgängen sowie Atemschutzlehrgängen auf Bezirksebene welche im Bezirk Gänserndorf erprobt und danach auf Landesebene ausgeweitet wurde.
Natürlich gab es während seiner Zeit als Kommandant der Feuerwehr Gänserndorf zahlreiche Neuerungen im Übungs- und Ausbildungssektor. So wurden zum Beispiel die „Montagsübungen“ eingeführt. Diese Übungen wurden nach einem Übungsplan abgehalten, bei welchem entweder Ausbildungsthemen, Gruppen- oder Zugsübungen und Wartungsarbeiten an Fahrzeugen und Gerätschaften durchgeführt wurden. Auch die Teilnahme an Wettbewerben wurde unter seiner Amtsperiode forciert. So nahmen 1975 die ersten Teilnehmer aus Gänserndorf bei den NÖ Wasserwettbewerben teil. Dieser Bewerb wurde danach auf Jahre hinweg ein fixer Bestandteil für Kameraden aus Gänserndorf. Auch die Wettkampfgruppe war zu seiner Zeit die erfolgreichste, die es jemals in Gänserndorf gab und räumte zu Beginn und Mitte der 70er Jahre zahlreiche Topplatzierungen auf Abschnitts- und Bezirksebene ab. Der Höhepunkt war sicher 1973 die Teilnahme an den Bundesausscheidungen in Lebring. Auch die Vorbereitungen für das FLA in Gold wurden in Gänserndorf für Mitglieder aus dem ganzen Bezirk abgehalten.
Weitere Akzente während seiner Amtszeit waren z.B. die Einführung der Altpapiersammlung in Gänserndorf, welche der Feuerwehr ein beträchtliches Körberlgeld einbrachte. Weiters, gemeinsam mit anderen Vereinen und den Landwirten, wurde die Aktion „Sauberes Gänserndorf“ ins Leben gerufen. Auch wurde während seiner Amtszeit das Aufstellen der traditionellen Maibäume wieder eingeführt. Und natürlich 1981 die Gründung der Feuerwehrjugend in Gänserndorf, die, wenn man sich den heutigen Mannschaftsstand der Feuerwehr ansieht, nicht mehr wegzudenken wäre und deren Mitglieder auf Grund der fundierten Ausbildung mittlerweile seit Jahrzehnten größtenteils auch die Führungsebene in der Wehr ausfüllt.
Der Großbrand im Safaripark Gänserndorf, wo vor Ort mit extremer Wasserknappheit zu kämpfen war, die Anforderung der Berufsfeuerwehr Wien zur Mithilfe bei der Bekämpfung beim Brand vom Kaufhaus „Gerngroß“ 1979 sowie 1981 die Mithilfe bei der Beseitigung von schweren Schäden im ganzen Stadtgebiet nach orkanartigen Stürmen, waren sicherlich nur die Highlights bei seinen zahlreichen Einsätzen.
1986 übergab er eine bestens aufgestellte Freiwillige Feuerwehr an seinen langjährigen Stellvertreter und Weggefährten Heinz Schwabl, welcher ihm im selben Jahr auch im Abschnitt und Bezirk als Kommandant nachfolgte. Auch Jahre später, im Ruhestand, war er bei seinen Besuchen bei der Feuerwehr immer wieder gern gesehen. Die Kameraden waren dankbar für Anregungen aber auch konstruktiver Kritik. Im Zuges des Festaktes „100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Gänserndorf“ wurde ihm bei der offiziellen Verabschiedung der „Ehrenring der Stadtgemeinde Gänserndorf“ überreicht.
1966 errang er das FLA in Bronze, 1968 in Silber sowie 1969 in Gold. Das Verdienstzeichen des ÖBFV 1. Stufe in Gold, das Verdienstzeichen des NÖLFV 1. Klasse in Gold sowie zahlreiche Auszeichnungen für langjährige Tätigkeiten und als Höhepunkt 2015 die Überreichung des Ehrenzeichens des NÖLFV für 70-jährige verdienstvolle Tätigkeit im Feuerwehrwesen, sind nur ein kleiner Auszug aus seinen zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen.
EOBR Franz Csucker wird uns als Vordenker, Wegbegleiter, aber vor allem als wertvoller und fürsorglicher Kamerad in Erinnerung bleiben. Ehre seinem Andenken.